Supermärkte in Frankreich: die Erfahrungen einer Deutschen
Ein Deutscher im französischen Schlaraffenland:
ähnlich wie in Deutschland, wird man erstmal von der bunten Vielfalt von Obst und Gemüse empfangen, die einen sofort wünschen lässt, noch 3 Einkaufstüten mehr mitgenommen zu haben. Die erste Hürde überwältigt, beginnt der Triathlon aus Käse, Wurst und Milchprodukten – von den Frischetheken mal abgesehen. Nach dem ersten Schock, beginnt die Suche, denn, Deutsche wie ich bin, habe ich natürlich eine Einkaufliste mit allen Dingen, die ich benötige. Doch vor lauter Käse finde ich den Camembert nicht und auch sobald ich ihn gefunden habe, muss ich mich noch für einen seiner gefühlt hundert anderen, gleich aussehenden Artgenossen entscheiden. Da ich aus einem Land komme, wo die Käsetheke mit „Gouda, Gouda, Gouda, Streichkäse, Gouda“ umschrieben wird, grenzt diese Aufgabe fast schon an eine Meisterleistung. Ähnliches Dilemma beim Schinken, den es in allen nur möglichen Varianten gibt: in Scheiben, gewürfelt, in Streifen, geräuchert, mit Speckrand, ohne Speckrand, groß, klein, dick, dünn, 2 – 4 – 6 – 8 Scheiben und so weiter.
Level 3: erneut werde ich auf die
Probe gestellt. Da sich die Auswahl an Keksen in unserem Dorfsupermarkt auf den
Raum von 1m x 1m beschränkt, so ist die für das traditionelle nachmittägliche Goûter ausgelegte französische Keks- und
Süßwarenabteilung purer Luxus. Das einzige Problem besteht darin, dass mein
Einkaufswagen bereits jetzt schon halb voll ist, obwohl ich erst gefühlt ein
Viertel des Supermarkts entdeckt habe. Egal, ich kann dem Angebot nicht
widerstehen: der Einkaufswagen ist fast voll – vielleicht sollte ich meinen
Keks-Konsum überdenken… Bei dem Anblick des Wein-Assortiments fühle ich mich
mit meinem Wissen, dass sich auf die Unterscheidung zwischen weißem und rotem
Wein beschränkt, fehl am Platz. Ich biege nach links ab und – weiß nicht mehr,
wo ich bin. Wo war gleich nochmal der Ausgang? Nachdem ich mich gefühlt eine halbe
Stunde im Kreis gedreht habe, sehe ich endlich die Kasse. Kurz vor dem Ziel
muss ich nochmals all mein Tetris-Können unter Beweis stellen: die Ablagebänder
sind knappe 1 Meter lang und reichen gerade mal für ein Drittel meines
Einkaufs. Nachdem ich gleichzeitig die eingescannten Produkte in meinen
Einkaufswagen und den Rest meines Einkaufs auf das andere Ende der Ablage lege,
stelle ich fest, dass das gutes Multitasking-Training ist. Mein Score beträgt
knappe 70€ und innerlich entschuldige ich mich bereits bei meinem Kontostand.
Nach knapp zwei Stunden, verlasse ich den Supermarkt, der mir wie eine
Miniatur-Welt vorkam und frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Nachdem ich zu
guter Letzt auch noch alle meine Einkäufe nach Hause und in den zweiten Stock
getragen habe, bin ich der Meinung genug Sport für einen Tag gemacht zu haben.
Nach ein paar Wochen habe ich
mich an französische Supermärkte gewöhnt und finde mich erstaunlich gut
zurecht. Die erhöhten Preise bleiben, aber zum Glück gibt es auch einen
französischen Lidl, der den Studenten das Leben bzw. den Geldbeutel rettet.
Trotzdem gehe ich immer wieder gerne in die großen französischen Supermärkten
einkaufen, um die Vielfalt an Auswahl zu genießen und um ein bisschen in den
französischen Alltag einzutauchen.
Gesina Kann
Commentaires
Enregistrer un commentaire