Schnell, dein Leben – Sylvie Schenk

Louise wächst in den 40er Jahren in einem kleinen Dorf in den französischen Alpen auf. Ihre Kindheit ist bestimmt von der Natur, der Schule und der Strenge ihrer Eltern. Über den Krieg, der nur kurz vor ihrer Geburt in Frankreich tobte, reden sie nie. 

Als sie zum Studieren nach Lyon zieht, eröffnet sich ihr ein komplett neues Leben. Sie hört zum ersten Mal Jazz, geht mit Freunden in Bars und lernt auch ausländische Studenten kennen. Immer öfter bekommt sie Einblicke in eine Vergangenheit, die sie nicht kennt, ein Frankreich unter Besetzung der Deutschen, voller Grausamkeit und Krieg. 

In Lyon verliebt sie sich auch.
Johann ist Deutscher und obwohl ihre Eltern über die Beziehung erst sehr unglücklich sind, so müssen sie doch akzeptieren, dass die Zeiten andere sind, und dass eine Versöhnung der beiden Länder längst überfällig ist. Doch in Louises neuer Heimat ist ihr Mann plötzlich ein ganz anderer und nur nach und nach erfährt sie mehr über die Vergangenheit ihres Schwiegervaters, der im Krieg in Frankreich war. 

Sylvie Schenk schreibt mit einer unglaublichen Klarheit und Präzision. Es ist kein Wort zu viel in den Sätzen, die oft hart, aber auch poetisch sind. Sie selbst beschreibt den Roman als „Lebensbuch“ und genau das ist er auch, denn es ist ihre eigene Geschichte, die sie nach mehr als fünfzig Jahren zu Blatt gebracht hat. 

Ich habe dieses Buch mit Freude gelesen. Der Schreibstil ist sehr kurzweilig und auch wenn es sich oft um schwierige Themen dreht, ist es doch immer sehr verständlich. Ich finde, es ist ein sehr lesenswerter Roman zum Thema der Deutsch-Französischen Freundschaft, aber auch über zwei Länder der Nachkriegszeit und die Bewältigung einer gemeinsamen Vergangenheit. 

Schnell, dein Leben erscheint in deutscher Sprache im Hanser-Verlag.

Hanna Möbs

Études franco-allemandes